Gläserne Decke, Glass Cliff – und warum Kommunikation über Karrieren entscheidet

Staudinger sitzt mit weiteren Frauen des Be Leaders Circle an einem Tisch im Meeting

In medizinischen Berufen sehen wir ein paradoxes Bild: Die Mehrheit der Studierenden ist weiblich. Auch im Berufsstart dominieren Frauen längst in vielen Bereichen. Doch je höher die Hierarchiestufe, desto dünner wird die Luft – und desto männlicher die Führungsetagen. Das ist die Gläserne Decke: unsichtbar, aber unübersehbar.

Dazu kommt der Glass Cliff: Frauen übernehmen Spitzenpositionen häufig dann, wenn es bereits brennt. Wenn Kliniken finanziell angeschlagen sind, wenn Abteilungen mit Personalmangel kämpfen, wenn Teams schon zerrüttet sind. Anders gesagt: Frauen dürfen führen – aber oft auf der Klippe.

Ein aktuelles Beispiel, das gerade Schlagzeilen macht, ist die neue Bahnvorständin. Sie tritt in einer Phase an, in der das Unternehmen unter enormem Druck steht, die Öffentlichkeit kritisch hinschaut und die Herausforderungen kaum größer sein könnten. Genau das ist ein Muster, das wir seit Jahren beobachten: Frauen werden auf die exponiertesten Posten geholt, aber unter schwierigsten Bedingungen.

Und hier kommt ein entscheidender Punkt ins Spiel: Kommunikation.  Wer in solchen Situationen besteht, braucht mehr als Fachwissen. Es geht um Präsenz, um Sprache, um Schlagfertigkeit. Gerade in Berufen wie der Medizin – wo Entscheidungen im Team getroffen, Interessen abgeglichen und Konflikte ausgetragen werden – ist die Fähigkeit, klar und souverän zu kommunizieren, oft der wahre Karrierefaktor.

Denn die Gläserne Decke wird nicht nur durch Strukturen aufrechterhalten, sondern auch durch unausgesprochene Regeln in Gesprächen:

  • Wer darf das letzte Wort haben?
  • Wessen Idee gilt als „brillant“, wessen als „nett gemeint“?
  • Wer bleibt ruhig, wenn die Diskussion hitzig wird?

Frauen, die sich hier Gehör verschaffen, die in heiklen Momenten auf den Punkt sind und die auch Widerstände sprachlich parieren können, öffnen nicht nur Türen für sich selbst – sondern auch für die, die nach ihnen kommen.

Fachliche Exzellenz ist Voraussetzung. (Also, zumindest bei Frauen). Aber wer die Gläserne Decke durchbrechen oder den Glass Cliff überstehen will, braucht weitere Werkzeuge: Schlagfertigkeit, Kommunikationsstärke und die Fähigkeit, in kritischen Momenten die eigene Stimme klar und hörbar zu machen.

Zusammen mit den Health-Care-Frauen haben wir das Programm „Lets-be-Leaders – Onkologinnen stärken“ ins Leben gerufen und die erste Staffel erfolgreich beendet. In diesem mehrmonatigen Training ging es genau um diese eben genannten Werkzeuge. In der Mischung aus Live- und Onlinetrainings begleitete ich die Ärztinnen in Kommunikation, Schlagfertigkeit, aber auch Resilienz.

Dank hervorragender Sponsoren ist das Programm für die Ärztinnen kostenfrei und die zweite Staffel darf sich ab jetzt gerne bewerben – wir gehen in die nächste Runde!

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