Wenn ich in jemanden vertraue, gehe ich subjektiv davon aus, dass seine oder ihre Handlungen wahr und richtig sind. Im besten Fall haben wir eine Handvoll Menschen dieser Art um uns: Eltern, Freunde, Geschwister, Kollegen …
Ohne Vertrauen sind wir besonders in den ersten Lebensjahren verloren. Ich muss mich als Neugeborenes darauf verlassen können, dass meine Eltern sich mir zuwenden. Nicht nur, um mich zu füttern, zu wickeln und in den Schlaf zu wiegen, sondern auch – und das vor allem – um mir meiner eigenen Existenz bewusst zu sein.
Das ganze Leben über sind wir mit der Vertrauensfrage konfrontiert: in Beziehungen, im Job, in Freundschaften. Wenn wir nicht ein gewisses Vertrauen in „die Welt“ haben, wenn wir nicht irgendwo den kleinen Hoffnungsschimmer auf ein „alles wird gut“ in uns hätten, würden wir morgens nicht aufstehen. Anstrengend wird es vor allem dann, wenn wir erkennen, dass der Schlüssel oftmals in uns selbst liegt. Dann reden wir vom berühmten Selbstvertrauen.
Je nach Lebensphase kann dieses vulnerabel sein und leicht angeknackst werden: durch Zurückweisung, Liebeskummer, Krankheit, Kritik und vieles mehr. Ist es angeknackst, kann unter anderem unsere Kommunikation darunter leiden.
Vertrauen und Kommunikation sind auf den ersten Blick vielleicht zwei Themen, die man nicht miteinander in Verbindung bringen würde. Genauso wenig wie Schlagfertigkeit und Resilienz. Und doch hängt aus meiner Sicht alles miteinander zusammen. Ich kann nur so gut kommunizieren, wie ich Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten habe. Vertrauen in die Beziehung zu meinem Gegenüber, Vertrauen in meine kommunikativen Fähigkeiten, Konflikte anzusprechen.
Aus diesem Blickwinkel sind „reine“ Kommunikations-Seminare, eben solche, die sich ausschließlich auf die Techniken beschränken, nicht sinnvoll. Eine Technik auf etwas „draufzupacken“, ohne sich vorher die Basis anzuschauen, ist wackelig. Es hat im wahrsten Sinne kein Fundament. Natürlich bekommt man ein tief verunsichertes Selbstbewusstsein nicht in einem Tagesseminar umprogrammiert, aber wir schaffen es immer, den Fokus zu verlagern. Weg von einem Außen („Der andere ist schuld!“), hin zu einem Innen. Die Erkenntnis, dass der eigentliche Konflikt doch eher eine eigene Vertrauensfrage ist, ist schmerzhaft. Nach meiner Erfahrung geht der Weg aber genauso: Nach der Akzeptanz kann ich an die Veränderung ran.
Wie man verloren gegangenes Vertrauen, ob in seine Umwelt, Freunde, Partnerschaften oder eben in sich selbst, wieder aufbauen kann, das darf jeder individuell für sich (manchmal auch mit professioneller Hilfe) gerne herausfinden. Ich habe für mich herausgefunden, dass innere, schöpferische Tätigkeiten die Bedeutung im Außen verblassen lassen. Die Meinung der Außenwelt ist dann nicht mehr so relevant.
Wenn ich den ganzen Tag geschrieben habe, gibt mir das eine solche Zufriedenheit und Selbstwirksamkeit.
Das wiederum stärkt das Vertrauen in mich selbst, und ich glaube auch das Vertrauen in die ganze Welt.