Die Kommunikations-Konsequenz

Die Kommunikations-Konsequenz

Unsplash - Brett Jordan

Vor ein paar Wochen durfte ich nach meiner Keynote auf einem Event noch eine kleine Rotunde moderieren. Vier Ladys sollten über die Situationen berichten, die ihnen die meiste Resilienz abgefordert haben. Angesetzt waren 30 Minuten. Nicht viel Zeit für die Themen, die mich erwarteten: Flut-Unterstützung, Tod eines Kleinkindes, Rettung eines Vereins und Flucht aus der Ukraine. Ich lernte die Damen fünf Minuten vor dem Start kennen und überlegte mir in aller Schnelle, wie ich das hinbekommen soll. Die junge Frau aus der Ukraine kam außerdem zu mir und sagte, dass sie ihren Text ablesen müsse, weil ihr Deutsch noch nicht so gut sei…acht Minuten bräuchte sie schätzungsweise dafür.
In meinem Kopf ratterte es, ob dies nicht zu lang sei, eventuell auch zu eintönig für die knapp 600 Frauen im Publikum.
Und dann erinnerte ich mich an mein eigenes Buch und an zwei (von sieben) wichtige Aspekte der Kommunikation:

  1. Was will ich? Will ich hier die perfekte Moderation ablegen? Oder will ich, dass diese Damen eine Bühne für Ihre Geschichte bekommen? Will ich zeigen, wie toll ich moderieren kann, oder will ich mich an den Begriff nochmal genau erinnern? (Moderation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: sich zurücknehmen.)
    Ich entschied mich für Letzteres und rief mir noch Folgendes in Erinnerung:
  2. ZUHÖREN. Sich zurücknehmen und zuhören, eine nicht ganz einfache, aber wesentliche Aufgabe einer Moderatorin, die Zeit und Themen im Blick behalten muss.

Alle Damen erzählten ihre Geschichte. Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können. Auch nicht bewegender.
Die junge Ukrainerin las ihre Geschichte vor. Aber nicht so, wie ich das im Stillen befürchtet hatte (eintönig und lang). Nein, voller Leidenschaft und Humor, sodass für acht Minuten (sie hatte es perfekt eingeschätzt) eine Stille im Raum war, die nichts mehr verlangte als Zuhören und Empathie. Und wenn wir das aufrichtig tun, dann nehmen wir auch solche Juwelen daraus mit:

„Ich werde oft gefragt, woher ich die Kraft nehme, weiterzumachen. Dann sage ich: Ich bin eine Frau. Die Kräfte finden mich!“

(Zitat Ende)

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