Eine Überlebensstrategie nicht nur für ein Leben unter Männern
Mit Netzwerken assoziierte Veranstaltungen auf denen Visitenkarten getauscht werden, die verschlüsselt aussagen, „Mein Haus, Mein Auto, Mein Pferd“, haben nichts mit meiner Vorstellung davon zu tun. Diese Veranstaltungen haben wir alle so oder so ähnlich schon erlebt. Sie hinterlassen Zweifel. Das schadet dem Selbstbewusstsein. Netzwerken ist für mich trotzdem wichtig. Ich habe deswegen angefangen den Begriff im Kopf gegen „Füreinander mitdenken“ zu ersetzen. Das dürfte Frauen nicht besonders schwerfallen, weil Frauen ohnehin ihren Alltag so organisieren. Füreinander mitdenken ist nicht das Mittel zum Zweck, es ist ein anderer Ansatz.
Netzwerken funktioniert ohne Gegenleistung
Hilfe ist keine Einbahnstraße. Diesen Grundgedanken unterstütze ich zu einhundert Prozent. Netzwerkveranstaltungen empfinde ich trotzdem als unangenehm. Sobald Druck dahinter ist entsteht eine Schieflage: ich helfe dir, also hilfst du gefälligst auch mir, ist keine Basis für ein Netzwerk. Füreinander mitdenken ist für Menschen gemacht, die neidbefreit durchs Leben gehen und nicht nur an ihren eigenen Vorteil denken. Wir sind geübt darin uns ständig mit anderen Frauen zu vergleichen und richten unseren Fokus darauf. Ein Netzwerk basiert auf Vertrauen und nicht auf Wettbewerb. Andere ohne Eigennutz miteinander verbinden, quer zu denken und zu helfen ist für alle, die Menschen mögen erfüllend. Gutes Tun ist mein Geheimrezept für schlechte Tage und letztendlich für Resilienz. Besonders wenn es gerade nicht so rund läuft, wir uns verloren fühlen, können wir uns umsehen, ob wir jemand anderen helfen können. Hilfe leisten bedeutet selbst wirksam sein. Es stärkt den Glauben daran immer etwas bewirken zu können. Wir sind nicht Rädchen in einem Getriebe, wir machen den Unterschied.
Füreinander mitdenken bedeutet aufrichtiges Interesse zeigen
Wahrscheinlich der wichtigste Punkt ist aufrichtiges Interesse zeigen. Immer wieder möchten wir, wenn wir neue Menschen kennenlernen, gehört werden. Besser funktioniert es andersherum. Es lohnt sich anderen zu zuhören, besonders wenn es nicht ihr Themengebiet ist. Öffnen sie sich und Ihr Gegenüber hat ein offenes Ohr. Für mich steht deswegen die Frage im Vordergrund, was brauchst du? Manchmal entsteht daraus auch der Gedanke, andere Menschen einander vorzustellen. Es kostet wenig Zeit, aber es ist nicht in Worte zu fassen, was daraus entsteht. Ich sage deswegen nie einen Auftrag ab, ohne eine andere zu empfehlen. Besonders die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig es ist „Füreinander-Mitzudenken.“ Gute Netzwerke zeichnen sich schließlich dadurch aus, dass sie auch in schwierigen Lebenssituationen Halt geben.